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Zahnmedizin
Praxismanagement


Manuelle Aufbereitung der Übertragungsinstrumente „semikritisch B“ und die Verwendung von Spraysystemen

13.10.2017

Manuelle Aufbereitung von Übertragungsinstrumenten
Manuelle Aufbereitung von Übertragungsinstrumenten

Bei Übertragungsinstrumenten ist nach Verwendung bei Patienten immer eine Innen- und Außenreinigung sowie eine Desinfektion erforderlich. Eine ausschließliche äußere Wischdesinfektion zwischen zwei Behandlungen ist hygienisch nicht zugelassen!

Einerseits geht es hier darum, eventuell eingetretene Keime aus den englumigen Kanälen zu spülen und anschließend zu desinfizieren, ein zweiter wichtiger Aspekt ist aber auch der Erhalt der Funktionalität durch korrekte Aufbereitung.

Ein weit verbreitetes Negativbeispiel sieht wie folgt aus: Ein Übertragungsinstrument wird nach Verwendung am Patienten in einem Pflegegerät geölt und dann ggf. im Schnellprogramm des Sterilisators thermisch desinfiziert, bevor es wieder zum Einsatz an Patienten kommt. Warum ist das Beispiel negativ? Mit jeder Anwendung am Patienten entstehen im Übertragungsinstrument feine Metallstäube. Diese Metallstäube werden in unserem Beispiel „geölt und gebraten“, jedoch nicht aus dem Instrument gespült. Gleiches passiert gegebenenfalls mit vorhandenen Proteinresten. Die Konsequenz sind klumpige, festsitzende Strukturen, die nach gewisser Zeit zu Funktionsstörungen führen.



Die Folge der nicht RKI-konformen Aufbereitung sind neben mangelnder Hygiene auch teure Reparaturen, deren Ursache, nämlich die verkehrte Aufbereitung, durch die Anwender häufig nicht erkannt wird.

Korrekte und materialschonende Aufbereitung mit Sprays

Wie erreiche ich also eine korrekte und materialschonende Aufbereitung, wenn mir kein RDG- oder DAC-Gerät zur Verfügung steht?

Die Verwendung spezieller Spraysysteme, die aus

  1. reinigendem,
  2. desinfizierenden und
  3. ausblasendem Spray

bestehen, ist nach etwas Übung recht einfach und schnell im Praxisalltag durchzuführen.
Diese Sprays sind mit motorenspezifischen Adaptern auszustatten, welche bereits bei der Bestellung der Sprays angegeben werden müssen. Nur bei Verwendung korrekter Adapter ist eine lückenlose Adaptierung – und damit ein druckvolles Sprühen – möglich.

Die Gesamtzeit der Aufbereitung mit dem Sprühsystem inklusive Wartezeiten beträgt ca. 8–10 Minuten. Bei viruzider Desinfektion (nicht: „begrenzte Viruzidie“!) stehen die Instrumente dann wieder zur Verfügung. Von einer abschließenden thermischen Desinfektion (unverpackte Sterilisation) kann in den meisten Bundesländern abgesehen werden.

Es versteht sich von selbst, dass nach erfolgter Innenraumreinigung, Desinfektion und nach dem Ausblasen nach Herstellerangaben auch eine äußere Wischdesinfektion durchgeführt werden muss.

Überwachung manueller Prozesse und Restproteinbestimmung

Da die Aufbereitung im Wannenbad oder die Aufbereitung mittels Spraysystemen manuelle Prozesse sind und sich die Validierung solcher Prozesse als schwierig erweist, sind vom Anwender ausgehend periodische Restproteinbestimmungen durchzuführen.

Den Zeitraum dieser Prüfungen gibt Ihnen entweder Ihr Validierer vor oder der Praxisinhaber bestimmt im Rahmen einer Risikoanalyse – abhängig von der Stabilität seiner Prozesse – wie häufig diese Tests durchgeführt werden.

Es wird unterschieden zwischen:

  • Restproteinbestimmung bei massiven Instrumenten als Schnelltest
    Dieser Schnelltest ist sehr effektiv, insbesondere an schwer zugänglichen Stellen wie z. B. Gelenken. Diese Schnelltests sind über spezialisierte Firmen oder aber auch bereits über viele Depots zu beziehen und können von den Praxismitarbeitern in der Praxis durchgeführt und sofort ausgewertet werden.
  • Restproteinbestimmung in Hohlkörperinstrumenten
    Bei der Restproteinbestimmung bei Hohlkörperinstrumenten wird die Flüssigkeit untersucht, welche unter definierten Bedingungen durch das Medizinprodukt gespritzt, dann abgefangen und anschließend analysiert wird. Test-Kits können bei spezialisierten Firmen erworben werden. Die beauftragten Labore müssen zur Untersuchung von Medizinprodukten nach Richtlinie DIN EN ISO/IEC 17025 zertifiziert sein.

Abb. 1: Beispiele: Schnelltest zur Restproteinbestimmung bei manuell aufbereiteten Medizinprodukten

Abb. 2: Beispiel: Testset zur Restproteinbestimmung bei Hohlkörperinstrumenten

Sind die zu Beginn der Überprüfungen in kurzen Abständen erfolgten Restproteintests ohne Befund, so obliegt es dem Praxisinhaber, seine Prozesse als stabil anzusehen und den Zeitraum zwischen den Tests zu erweitern (z. B. von wöchentlich auf monatlich). Die Schnell-Proteintests sind zu dokumentieren, für die externen Laboruntersuchungen erhalten Sie hingegen entsprechende Prüfberichte, die aufbewahrt werden müssen.



Bei positivem Restproteinbefund besteht sofortiger Handlungsbedarf.

Sind die Aufbereitungsprozesse überprüft und korrigiert worden, hat eine erneute Restproteinbestimmung zu erfolgen. Die Ergebnisse und die erfolgten Korrekturmaßnahmen sind zu dokumentieren und bis die Prozesse wieder stabil mängelfrei sind, muss eine engmaschige Überwachung eingeführt werden.


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