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Zahnmedizin
Interdisziplinäre Zahnheilkunde


Interdisziplinäre Zahnheilkunde bei Pflegebedürftigen

22.03.2016
 - aktualisiert am 21.07.2016

Interdisziplinäre Zahnheilkunde bei Pflegebedürftigen
Interdisziplinäre Zahnheilkunde bei Pflegebedürftigen

Mehr als 9 % aller Deutschen jenseits des 59. Lebensjahres sind pflegebedürftig; insgesamt lebten 2009 in Deutschland weit mehr als zwei Millionen Pflegebedürftige [Benz, 2011]. Immer weniger pflegebedürftige Patienten entsprechen jedoch dem „klassischen Fall“, indem sie prothetisch mit Totalprothesen versorgt sind; so bleiben immer mehr Patienten im Alter immer mehr eigene Zähne und Implantate erhalten, die oft wichtige Pfeiler zum Teil komplexer prothetischer Versorgungen sind und damit unbedingt erhalten werden sollten.

Zahnmedizinische Fälle bei Pflegebedürftigen

Darüber hinaus wurde vielfach gezeigt, dass sich die Akkumulation von Mikroorganismen auf Zähnen oder Zahnersatz negativ auf die allgemeine Gesundheit auswirkt. Da gerade bei Patienten der Pflegestufen II und III von einer stark eingeschränkten Mundhygienefähigkeit ausgegangen werden muss und die epidemiologischen Daten zur Prävalenz von Mundtrockenheit zeigen, dass diese gerade bei pflegebedürftigen, älteren Patienten kaum mehr als Ausnahmeerscheinung betrachtet werden kann, besitzt die Sicherstellung einer suffizienten zahnmedizinischen Betreuung dieser Patienten besondere Relevanz.

Behandlung bei Pflegebedürftigen erfodert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit

Gerade bei pflegebedürftigen Patienten ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der medizinischen Pflege und der Zahnmedizin erforderlich. Als Beispiel für eine gelungene Kooperation kann etwa das Münchener „Teamwerk-Projekt“ gelten, das im Sinne eines dualen Konzeptes die Schulung der Pflegekräfte zur Optimierung der täglichen Mundhygiene pflegebedürftiger Patienten sowie die Tätigkeit von dezentralen Paten-Zahnärzten umfasst [Benz und Haffner, 2007].

In jedem Fall sollten pflegebedürftige oder hospitalisierte Patienten regelmäßig einem Zahnarzt vorgestellt werden; so gibt es an vielen Orten Zahnärzte, die Alten- und Pflegeheime betreuen.

Im Rahmen der Betreuung von pflegebedürftigen Patienten mit Mundtrockenheit können auch durch die Pflegekräfte einige der im Rahmen der Therapie von Mundtrockenheit angesprochenen Optionen effektiv umgesetzt werden; diese umfassen insbesondere die Maßnahmen der täglichen Mundhygiene wie die Reinigung von Zähnen, Implantaten oder Zahnersatz, wobei in diesem Zusammenhang auf die detaillierte Fachliteratur verwiesen sei.

Herausnehmbarer Zahnersatz sollte zumindest täglich entnommen und eine gründliche extraorale Reinigung durchgeführt werden. Auf diese Weise kann der Genese von Pilzerkrankungen der Mundhöhle bei Patienten mit Mundtrockenheit vorgebeugt werden, da insbesondere herausnehmbarer Zahnersatz als ein Keimreservoir für mit Pilzinfektionen der Mundhöhle assoziierte Keime wie etwa Candida albicans gilt.

Manuelle Reinigung und Ernährungslenkung

Eine gründliche manuelle Reinigung mittels Zahnpasta und Bürste ist in der Regel ausreichend und eine Reinigung mit chemischen Prothesenreinigern in den meisten Fällen nicht oder nur selten notwendig. Darüber hinaus kann im Rahmen der Pflege eine Ernährungslenkung erfolgen und die verschiedenen (nicht-pharmakologischen) Möglichkeiten zur Stimulation des Speichelflusses sowie  eine Applikation von Speichelersatzmitteln durchgeführt werden.

Bei Patienten mit gingival getragenem Zahnersatz und Mundtrockenheit sollte auf eine (übermäßige) Anwendung von Haftcremes so weit wie möglich verzichtet werden; viele Haftcremes enthalten Zink, das in hohen Dosen neurotoxisch wirken kann und zur Verminderung des körpereigenen Kupfers führt. So kann etwa eine durch Haftcremes ausgelöste Hypokupferämie und Hyperzinkämie zu Degenerationen des zentralen und peripheren Nervensystems führen [Hedera et al.,2009]. Besser ist es, durch regelmäßige Unterfütterung von herausnehmbarem, gingival getragenem Zahnersatz eine optimale Anpassung des Zahnersatzes an das Prothesenlager vorzunehmen, was die Verwendung von Haftcremes in vielen Fällen überflüssig macht.


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