Zahntechnik
Labororganisation


Risikomanagement im Labor

14.07.2016
 - aktualisiert am 07.07.2017

Risikomanagement im Labor

Unter einem Risiko verstehen wir potenzielle Gefahren und Bedrohungen. Sie resultieren aus der Unsicherheit zukünftiger Ereignisse und treten mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in der Zukunft auf. Werden Risiken nicht rechtzeitig erkannt und bewältigt, können sie die erfolgreiche Weiterentwicklung eines Unternehmens gefährden und sogar zu existenzbedrohenden Krisen führen.

1.    Präventiv versus reaktiv

Wider besseres Wissen ist in der Praxis ein reaktives Agieren auf Risiken weit verbreitet. Sobald Risiken eintreten, die im Vorfeld nicht erkannt oder beharrlich ignoriert wurden, bleibt als einzige Maßnahme die Schadensbegrenzung. So eine Schadensbegrenzung kann zeitaufwendig und kostenintensiv werden. Günstiger ist die fortlaufende Betrachtung der Risikosituation im Labor, um präventiv den erkannten Risiken entgegenzusteuern. Die Erfahrung zeigt, dass die Auseinandersetzung mit Risiken den Blick dafür schärft, wo Gefahren lauern können und wo Regelungsbedarf besteht.

2.    Auf die Systematik kommt es an

Nicht jedes Risiko hat für ein Unternehmen den gleichen Stellenwert. Ein Ereignis kann eher unwahrscheinlich oder selten zu erwarten sein. Die Konsequenzen können unbedeutend bis hin zu katastrophal sein. Vertretbare Risiken kann man bewusst in Kauf nehmen, weil sie eher unwahrscheinlich und unbedeutend sind. Je ungünstiger aber die Bewertung ausfällt, desto wichtiger ist es, das Risiko systematisch mit geeigneten Maßnahmen zu bewältigen.

Zweckmäßig können Risiken ermittelt werden, wenn einzelne Prozessabläufe unter die Lupe genommen werden:

  •     Welche Gefahren oder Risiken könnte es geben in Bezug auf den Prozess?
  •     Wo könnten Leistungsdefizite entstehen?


Ratsam ist, mit den wertschöpfenden Laborprozessen zu beginnen.
Mögliche Risiken in den Fertigungsprozessen lassen sich z. B. anhand der folgenden Indikatoren aufdecken:  

Qualität

Risiken zeigen sich i. d. R. in hohen Fehlerraten, schlechter Ergebnisqualität (Nacharbeiten oder Neuanfertigungen) sowie in Form von Störanfälligkeit oder Ausfallrisiken des Prozesses (häufige Unterbrechungen).

Zeit

Lange Durchlaufzeiten sind ein Indikator für mögliche Prozessrisiken. Ein weiterer Indikator kann eine mangelhafte Termintreue sein, die beschreibt, ob das prothetische Zwischen- oder Endprodukt zum zugesagten Termin vorliegt.

Kosten

Hierunter fallen alle Kosten, die mit einem Prozess verbunden sind, wie z. B.  Personaleinsatz, Energie- und Materialverbrauch oder die Nutzung von Geräten. Mit einzurechnen sind hier auch die Kosten, die durch Fehler und deren Korrekturen entstehen.  

Arbeitssicherheit/Gesundheit

Wenn Mitarbeiter in die Gefahrenquellen der Fertigungsprozesse nicht eingewiesen sind und nicht wissen oder beachten, wie sie sich schützen, kann dies zu hohen gesundheitsgefährdenden Risiken führen.

Das Ishikawa-Diagramm ist ein Werkzeug, mit dessen Hilfe mögliche Risiken analysiert, bewertet und das Verbesserungspotenzial des zu betrachtenden Prozesses in der Kommunikation mit allen Beteiligten sichtbar gemacht werden kann (nähere Informationen dazu im Download).

3.    Risikobewusstsein im Team stärken

Der wirksame Umgang mit Risiken kann nur angestoßen werden, wenn im gesamten Laborteam die Bereitschaft gewachsen ist, Risiken zu erkennen (= Risikobewusstsein) und sich offen und angstfrei über deren mögliche Auswirkungen auszutauschen. Dies setzt voraus, dass Sanktionsfreiheit garantiert und Schuldzuweisungen konsequent verworfen werden und damit das Vertrauen untereinander gestärkt wird. Risikobewusstsein fordert einen intensiven Denk- und Lernprozess, den die Laborführung aktiv fördern sollte.